Beim ersten Mal tat es noch richtig weh. Etwas mehr als 150 Kilometer fuhr ich, allesamt auf der Autobahn. Nach über zwei Stunden gelang es mir, Maggie halbwegs sicher auf einem Rastplatz abzustellen. Beim Aussteigen pressten meine Nackenmuskeln die Halswirbelsäule von beiden Seiten beinhart in die Gerade, und meine Finger waren steif vom verkrampften Lenken. Es dauerte Stunden, bis der Schmerz sich legte.
Aber ich war glücklich! Wie ich es mir bei meiner ersten Probefahrt vorgestellt hatte.
Ich fühlte mich wie Queen on the Road, blickte auf die Dächer der Pkws herab und war fast auf Augenhöhe mit den Truckern.
Das zweite Mal lief schon besser. Ich traute mich ab und zu einen Laster zu überholen, schlich ihnen nicht dauernd auf der rechten Spur hinterher. Beim vorschnellen Einscheren nach dem Überholvorgang verwiesen mich mehrere Brummi-Fahrer in die Schranken, bis ich lernte, Maggies Ausmaße richtig einzuschätzen. Nichts ist wichtiger beim Autofahren als zu wissen wie lang, wie breit und wie hoch das Fahrzeug ist!
Und erst das Gewicht!. Im Leerlauf eine abschüssige Straße runterfahren kann böse enden, wenn 3,5 oder noch mehr Tonnen das Fahrzeug hinabziehen. Schneller und immer schneller wirds, bis das Bremsen zum unkontrollierbaren Schlingern führt. Vor einer Steigung verhindert ein flotter Anlauf (wenn er erlaubt und möglich ist), dass man ächzend im ersten Gang hinauf schleicht.
Maggie bietet dem Wind viel mehr Angriffsfläche als jeder Pkw. Einmal hat es uns auf einer Brücke so heftig hin und her geschüttelt, dass ich fast die Kontrolle über sie verlor. Seitdem nehme ich jede Warnung vor Windböen sehr ernst. Auch beim Überholen von Lastern, egal ob sie mich oder ich sie, behalte ich das Lenkrad mit beiden Händen fest im Griff. Solange beide auf gleicher Höhe sind, ist alles in Ordnung. Aber sobald ein Fahrzeug den schützenden Windschatten verlässt und man nicht darauf vorbereitet ist, kann einen die Böe ganz schön ins Schlingern bringen.
Wie von unserem Pkw gewohnt schaute ich am Anfang regelmäßig in den Rückspiegel – und sah nichts anderes als unser Bett. (Immerhin, es war gemacht). Inzwischen hat Gabriel den Spiegel entfernt und an dessen Halterung das Navi montiert. Die Rückfahrkamera lassen wir während der Fahrt eingeschaltet, um das Geschehen hinter uns nicht aus den Augen zu verlieren.
Der Anfang war nicht leicht, aber Gabriel hat bis heute so viel an Vertrauen in meine Fahrkünste gewonnen, dass er auf dem Beifahrersitz schon mal ein Nickerchen macht. Im Ernstfall kann es sehr wichtig sein, dass beide fahren können: Im Herbst 2017 mussten wir kurz vor Lissabon unsere Reise abbrechen und so schnell wie möglich zurück nach Palma. Mit nur einem Fahrer wären wir nicht rechtzeitig dort gewesen.
Gabriel ist und bleibt der Hauptfahrer, er kann es einfach besser. Aber auf längeren Fahrten wechseln wir uns ungefähr alle 200 km ab, und ich setze mich auch sonst regelmäßig ans Steuer, damit ich nicht die Routine verliere.
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