FRANKREICH (24. bis 30. Mai):
1| Sète - 2| Avignon - 3| Villars les Dombes -4| Besancon
DEUTSCHLAND
(30. Mai bis 20. Juni): Bodensee - Memmingen - 5| Herrsching am Ammersee
6| Augsburg - 7| Donauwörth - Bamberg - 8| Erfurt - Weimar - Gera - Dresden - Bautzen -
9| Görlitz
1| SÈTE
Nach der 1. Übernachtung in Quart (Girona) ging es schnell weiter nach Frankreich. Dabei passierten wir einen Ort, der auf der einen Seite zu Spanien gehört (La Jonquera) und auf der anderen zu Frankreich (Le Perthus), bis beide Ortsteile sich in Frankreich vereinen. Auf der Durchgangsstraße war ein Verkehr wie zur Stoßzeit in einer Großstadt. Das liegt daran, dass die spanische Seite steuerbegünstigt ist und massenweise französische Käufer anlockt.
Wenige Kilometer vor Sète steuerten wir den Stellplatz Les Trios Digues an. Ganz nah liegen auf der einen Seite der breite Strand und auf der anderen die Straße nach Sète und vor allem die Eisenbahnschienen. Güterzüge und Personenzüge wechseln sich ab, einer lauter als der andere. Trotzdem würde ich den Platz auch für mehr als eine Nacht empfehlen, weil man in zwei Richtungen wunderbar am Strand entlang Radfahren kann, durch den Sand laufen oder in den Bars/Restaurants abhängen kann.
Der Bus in das ca. 10 km entfernte Zentrum der Stadt Sète hält direkt vor dem Stellplatz und fährt danach parallel zum Strand weiter; auch deshalb bietet sich ein Aufenthalt auf diesem Platz an.
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2| AVIGNON
2018 waren wir schon einmal in Avignon, darüber könnt ihr hier nachlesen.
Wir fuhren denselben Stellplatz an und blieben zwei Nächte, dieses Mal an einem normalen Wochenende bei frühsommerlichen Temperaturen.
Ohne das päpstliche Exil im 14. Jahrhundert und ohne die mehrfach zerstörte und nicht wieder hergestellte Brücke über die Rhône wäre das Städtchen wohl kaum so berühmt geworden.
Der Papstpalast mit dem langgezogenen Platz davor beherrscht das Stadtzentrum vollkommen. Aber es lohnt sich auch, in den kleinen Gassen zu stromern, wenn man nicht in einer zahllosen teuren Boutiquen in den Hauptstraßen einkaufen will. Deren Preise fanden wir gesalzen, auch die der Restaurants mit ihren Terrassen unter schattenspendenden hohen Bäumen. Das billigste Mittagsmenü, das wir fanden, kostete immer noch 26,50 €. Ohne Getränke wohlgemerkt. Wir entschieden uns fürs Speisen im Wohnmobil.
Ein guter kostenloser Service wird mit der Fähre über die Rhône geboten, die viertelstündlich fährt. Damit erspart man sich den Gang über die vielbefahrene moderne Brücke und schippert gemütlich übers Wasser auf die Stadt zu.
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Den Papstpalast von innen haben wir nicht besichtigt und lieber einen Stadtbummel gemacht, hier einige Eindrücke davon. Wie so oft haben es mir die Farben angetan. Die Architektur bietet ein einheitliches Bild in hellem Grau/Beige, das die Farbe der Baumstämme wiederzugeben scheint.
Bunt sind dagegen die städtischen Leihfahrräder und das herrlich altmodische Karussell mit Holzpferden unten und oben. Auf dem vorletzten Bild nähert sich Gabriel einem Trompeter, der sehr gut spielte und entsprechend Münzgeld erhielt.
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3| VILLARS LES DOMBES
Jetzt waren wir schon zum dritten oder vierten Mal auf dem Gelände des Parc des Oiseaux und haben es wieder nicht geschafft ihn zu besichtigen. Diesmal lag es am angekündigten Regen, der dann aber viel weniger heftig ausfiel. Immerhin haben wir uns das Dorf angeschaut, das im Zentrum die typische Mischung aus Kirche, Rathaus und Kneipe bietet.
Und es gibt einen Bahnhof mit Verbindung nach Lyon und in der anderen Richtung Bourg en Bresse. Ein Grund mehr um diesen großzügigen, ruhigen und immer hoch kostenlosen Platz anzusteuern. Auch wenn wir den Vogelpark nicht besichtig haben, bot sich uns schon auf dem Parkplatz das Schauspiel eines Storchenpars mit Nachwuchs im Nest und ein himmlisches Gezwitscher als einzige Geräuschkulisse. Herrlich nach den beiden Plätzen in Sète und Avignon mit Straßen- und Zugverkehrslärm.
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4| BESANÇON
Von Villars les Dombes fuhren wir, vorbei an vielen kleinen Seen und Teichen, über Bourg en Bresse nach Besançon. Das berühmte Bressehuhn kommt aus dieser Gegend nördlich von Lyon und jedes Dorf, jedes Städtchen wirbt auf seine Art damit. Wir sehen gemalte Hühner und Huhnskulpturen, aber wir sehen kein einziges freilaufendes Huhn. Und die Einzige, die hier gackert, bin wohl ich.
Einige kleine gepflegte Hotels mit Restaurants laden zur Einkehr ein. Erst denke ich, hier ist doch nichts, weder Meer noch Berge, warum soll an hier Urlaub machen? Anscheinend gehöre ich auch schon zu denen, die eine spektakuläre Kulisse brauchen um sich wohlzufühlen. Dabei ist die Landschaft hier so schön mit ihren brachliegenden oder bewirtschafteten Feldern zwischen viel Wald auf welligen Hügeln. Schön und weitläufig und auch grandios in ihrer Ruhe. Das genügt doch um sich zu erholen, dafür braucht man keine schneebedeckten Gipfel und meterhohen Wellen.
Besançon gehört zu den noch zu wenigen Städten, die auf ihrer Webseite Wohnmobilreisende ausdrücklich willkommen heißen und ihnen gleich mehrere Campingplätze und Stellplätze anbieten. Wir steuerten auf den zentralsten am Quai Veil Picard, zwischen uns und dem Fluss Doubs fuhr nur die Straßenbahn. Die Parzellen sind nicht viel länger als 6 m, aber das Heck größerer Fahrzeuge passt gut über die dahinterliegende breite Grasfläche.
Die für Wohnmobile ausgewiesenen Plätze waren belegt, uns machte gerade ein anderer Platz. Wir fühlten uns sicher.
Wir spazierten in das Zentrum über eine breite Brücke, zugänglich nur für Fussgänger und die Straßenbahn. Die glänzt in einem schönen Blau-Türkis und macht Reklame nicht für Kommerz, sondern für die schlauen Köpfe der Stadt wie z.B. Louis Pasteur. Der Chemiker und Mikrobiologe wurde zwar nicht in Besançon geboren, verbrachte aber sehr viel Zeit in der Stadt. Eine andere Bahnlinie fährt die beiden Brüder Lumiere spazieren, die in Besançon der Fotoindustrie zu Glanz und Arbeitsplätzen verhalfen.
Pfeilförmige Messingbeläge sind in den Straßenbelag eingelassen und führen mit ihrer Gravur zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt. Dieses Schild weist auf die Astronomische Uhr aus dem 19. Jahrhundert hin, die Auguste-Lucien Vérité in der Kathedrale von Saint-Jean.
Das alte Zentrum von Besançon ist groß und gut erhalten und vor allem fast durchgängig Fußgängerzone, was den Spaziergang zum Vergnügen macht. Und wie Avignon erbaut aus hellem Stein. Und wie dort freuen die Kinder und wir sich auch hier über ein altmodisches Karussell.
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Von Besançon gang es weiter in Richtung Deutschland. Im vergangenen Mai machten wir Station in Meersburg am BODENSEE, dieses Jahr schlich Maggie im stundenlangen Stopp and Go am Seeufer entlang. So langsam, dass Gabriel vom Beifahrerfenster aus fotografieren konnte. Die Wirklichkeit ist auch hier viel schöner als das Foto, der Blick geht über Weinstöcke und den See bis zu den schneebedeckten Gipfeln der Alpen.
MEMMINGEN
Eigentlich wollten wir auf den Stellplatz in Wangen, aber der war bis auf den letzten der 40 Plätze besetzt (Himmelfahrt, also der Beginn eines langen und sonnigen Wochenendes), und am Straßenrand warteten schon drei weitere Womos auf einen freien Platz. Kurzentschlossen fuhren wir weiter nach Memmingen, wo wir schon im vergangenen Jahr standen. Während Gabriel einparkte und ich draußen Maulaffen feilhielt, fuhr ein integrierter Rapido mit spanischem Kennzeichen ein und ich unterhielt mich kurz mit dem Fahrer. Als Gabriel dazu kam, war die Überraschung groß: Er und seine Frau sind ehemalige Kollegen von Gabriel! In Palma laufen sie sich nie über den Weg, aber jetzt in Deutschland, im bayerischen Memmingen kamen sie nicht aneinander vorbei. Was also lag näher als zusammen essenzugegen?
Vom Stellplatz aus führt ein ruhiger Weg an der Grünzone entlang in die Altstadt, dort gingen wir in das Restaurant Zur Blauen Traube. Unsere Wahl haben wir nicht bereut, die Haxen der Männer hatten außen eine knusprige Kruste, und nach Entfernen der Fettschicht war das Fleisch sehr zart und geschmackvoll. Und so viel, dass jedes der Paare noch eine reichhaltige Mahlzeit für die nächsten Tage mit nach Hause nehmen konnte. Die Spargelteller der Frauen empfand ich nur als Durchschnitt.
Das Restaurant verfügt über eine Terrasse und hat eine urige Atmosphäre mit freundlichem und effizientem Service-Personal.
5| HERRSCHING am Ammersee
Wie in Memmingen war auch der Aufenthalt in Herrsching am Ammersee nicht geplant. Auf dem Weg nach Andechs führte uns eine Baustelle vorbei an dem Stellplatz, den wir vor 2 oder 3 Jahren schmuddelig und enttäuschend fanden und von dessen Schließung ich gelesen hatte. Mitnichten, das Tor stand weit offen und wir sahen von der Straße aus eine Vielzahl von Wohnmobilen in Reih und Glied, und anstatt enttäuscht waren wir entzückt von der Anlage und von der professionellen Freundlichkeit des Betreibers. In den 18 € + 1 € Umweltabgabe sind Ver- und Entsorgung ebenso enthalten wie sehr saubere Toiletten und Waschgelegenheit, Duschen soll es in ein paar Wochen geben. Einem Campingleben unter der Markise steht nichts im Wege, wir genossen fünf erholsame und abwechslungsreiche Tage.
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Auf Radtouren entlang des Ammersees, nach Diessen auf der einen und Seefeld auf der anderen Seite entdeckten wir wunderschöne Plätze zum Baden oder einfach nur entspannten Liegen auf der Wiese, ohne Remmidemmi, wie wir es nach einer Busfahrt am Starnberger See erlebten. Dort fand bei unserem Besuch gerade eine Beach-Party stand mit jeder Menge Security-Personal. Am Ammersee ist alles mindestens zehn Grad ruhiger, gemächlicher.
Radtour Herrsching - Wörthsee - Pilsener See - Herrsching
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Der Radweg von Herrsching nach Diessen auf der anderen Seite des Ammersees führt um dessen südlichen Zipfel herum, ist leicht zu finden (selbst für mich!) und verläuft zum größten Teil eben. Ohne das ständige Rauf und Runter hielt ich auch mal an nur die schönen Wildblumen auf den Wiesen zu knipsen. An deren Farbenpracht kann ich mich berauschen ohne einen blassen Schimmer von Art und Namen zu haben.
Von Diessen aus kann man mit dem Schiff zurück, wenn man nicht wie wir den letzten Dampfer verpasst. So wurden es doch wieder mehr Kilometer als gedacht, umso besser schmeckte danach die Pizza aus dem Restaurant Di Mario in Stellplatznähe.
Wer hätte das gedacht: Auch an der Seepromenade in Herrsching steht ein schönes Karussell, wenn auch im Kleinformat.
6| Fuggerei in AUGSBURG
Der Stellplatz Wertach liegt über dem Ufer der Wertach an einer vielbefahrenen Straße. Direkt vor Maggies Nase aber stürzte der Fluss temperamentvoll über Stolpersteine und übertönte mit seinem natürlichen Krachen den Verkehrslärm.
Augsburg ist eine der ältesten Städte Deutschlands und hat mit seinen fast 300.000 Einwohnern bestimmt viel mehr zu bieten als die Fuggerei, aber diese Siedlung ist das einzige was wir besichtigt haben. Mich interessierte noch der Goldene Saal im Rathaus, aber der war kurz nach 18.00 h schon geschlossen. Und auf dem halbstündigen Fußweg vom Stellplatz Wertach in die Innenstadt kitzelte nichts an unserer kurzzeitig ermüdeten Neugier.
Bemerkenswert fanden wir die hohe Anzahl an Fahrrädern, mit denen die Bürger unterwegs waren.
Was uns noch auffiel waren die vielen nicht europäischen Gesichter im Straßenbild. An einem Häuserblock mit mehreren Treppenhäusern schaute ich auf die Klingelknöpfe und fand im ersten Treppenhaus 4 deutsche Nachnamen unter insgesamt 9, im zweiten keinen einzigen. Bei Wikipedia sah ich unseren subjektiven Eindruck bestätigt, die Rede ist von 35 % Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund. Gleichzeitig wird Augsburg laut Wikipedia in der Statistik der Straftaten an zweitunterster Stelle geführt, was sich mit unserem spontanen Eindruck des friedlichen Zusammenlebens deckt.
Ausgestelltes Prunkstück im Schaufenster eines großen Geschäftes für Damenmode
Die Fuggerei in Augsburg ist eine Wohnsiedlung für Bedürftige, die mich ein bisschen an das Remberti-Stift in Bremen erinnert hat. Beide Siedlungen sind grüne Oasen mitten in der Innenstadt, zentral gelegen und trotzdem ruhig. Beide sind uralt, das Ergebnis privater Initiativen und haben sich in ihrer sozialen Ausrichtung bis heute bewährt, jede Einrichtung auf ihre Art. Und sie sind lebendig. In Augsburg leben auch jüngere Menschen und zeitweilig auch einige Kinder, und es gibt ein Restaurant mit Biergarten. In letzterem saßen wir eine halbe Stunde, Zeit genug um zu beobachten, dass die Holztische nicht nur von Touristen frequentiert waren, sondern auch Treffpunkt für einige Bewohner bildeten.
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Die Bewohner in der Fuggerei müssen damit leben, dass ihre Siedlung Gegenstand touristischer Neugier ist. Wohl deshalb gibt es im Erdgeschoss kein Fenster ohne schützende Gardine. Aber wahrscheinlich trägt das Eintrittsgeld fremder Menschen (Juni 2019: 6,50 €, 5,50 € für Rentner) dazu bei, die Kaltmiete bei fast Null zu halten.
7| DONAUWÖRTH
Donauwörth empfing uns großzügig mit einem Gratis-Stellplatz für mehr als 20 Wohnmobile und freundlich mit einem sympathischen Angestellten, der die Euro-Münzen aus den Stromautomaten sammelte und uns hilfreich alle Wege erklärte. Was nicht wirklich notwendig ist, weil am Eingang zum Platz eine Informationstafel mit Plan steht. Frühzeitiges Kommen sichert gute Plätze, das gilt auch für Wohnmobil-Reisende, und so erwischten wir am Donnerstag-Vormittag eine der besten Parzellen an der Grünzone, auf der wir bis zum Pfingstmontag blieben.
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Obwohl das Zentrum von Donauwörth noch in den letzten Kriegstagen im April 1945 heftig bombardiert wurde und danach neu gestaltet werden musste, ist es den Verantwortlichen gelungen, der Altstadt ein einheitliches farbenfrohes Bild zu geben. Ich glaube zuletzt haben wir in Wismar so viele Häuser in fröhlichenPastelltönen gesehen. Donau und Wörnitz umschließen die Altstadtinsel Ried und vereinen sich danach zum breiten Strom der Donau.
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Am ersten Vormittag musste Gabriel sich um unsere Stromversorgung kümmern, danach waren die Tage eine gesunde Mischung aus Radtouren, Stadtspaziergängen, Kultur und Rumgammeln. Entsprechende Informationen erhielten wir von einer Angestellten in der Tourist-Information, die uns mit ihrer Begeisterung für Donauwörth ansteckte und anregte zum Museumsbesuch (Käthe-Kruse) und Open-Air-Konzert (Stadtkapelle) im Rahmen eines Kulturabends der Stadt.
Das Käthe-Kruse-Museum (2 € für Rentner) bietet neben einer Unmenge an Puppen viel Wissenswertes über diese damals sehr moderne Frau. Von Haus aus Schauspielerin hat sie ihren fast 30 Jahre älteren Mann erst nach der Geburt des dritten Kindes geheiratet, nachdem sie einige Zeit allein mit den beiden ersten in einer Künstlerkolonie in Ascona (Italien) lebte. Neben ihrer Tätigkeit als verantwortungsvolle Unternehmerin zog sie sieben Kinder groß.
Eine Freude für das Auge ist schon der Weg zum Museum entlang der Promenade.
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Eine Radtour über 50 km (ich!!!) führte uns an Westendorf und Ostendorf vorbei nach Nordendorf (Süderdorf haben wir sowohl auf der Karte als auch in der Landschaft vergeblich gesucht) und eine andere nach Nördlingen. Von dort nahmen wir allerdings den Zug zurück, weil unsere Bäuche voll waren mit Spätzle und Krustenbraten und vom Himmel ein Gewitter drohte.
Es sind schöne Touren meist im Flachen, durch kleine Dörfer, vorbei an Gutshöfen und bestellten oder brachliegenden Feldern. Nur einmal haben wir uns vertan und sind in Harburg fast bis zur Burg hochgefahren. Mit Elektrorädern ist aber auch das machbar - schnapp-japs-keuch...
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Das Städtchen Donauwörth bot für uns nichts Spektakuläres, aber wir fanden es sehr reizvoll und lohnenswert für einen Aufenthalt von mehr als nur einer Nacht (5 Tage darf man auf dem Stellplatz bleiben). Durch die unterschiedlichen Höhen im Stadtgebiet ergeben sich immer wieder reizvolle Ausblicke auf Wasserläufe oder Häuserzeilen. Nicht zu vergessen: Eine Menge Radtouren laden ein mit guter Beschilderung, sogar ich fand mich leicht zurecht.
BAMBERG ist so großartig, so alt, so spektakulär, so oft festgehalten in Bildern und mit Worten, dass ich Mut zur Lücke beweise und die Stadt nur am Rande erwähne. Am Pfingstmontag erreichten wir den Stellplatz am späten Vormittag, als schon einige abgereist waren und noch wenig Neuankömmlinge. Was sich schon nach einer Stunde änderte, von nur an hieß es Eindringlinge abwehren. Die 25 Parzellen (15 €) sind so breit, dass mancher Van oder auch Wohnmobil noch locker zwischen zwei geparkte Fahrzeuge passt. Viele Suchende mussten wieder fahren und sich woanders einen Übernachtungsplatz suchen, andere wurden von den Nachbarn eingelassen, bis zur Nacht 30 Wohnmobile auf dem Platz standen. Gut ist die Lärmschutzwand zur Straße hin.
Vom Stellplatz in die Innenstadt sind es zu Fuß ca. 20m Minuten, mit dem Fahrrad ist man in wenigen Minuten am Kanal entlang aus der Stadt heraus und auf den schönsten Fahrradwegen durchs Land. Und gleich neben der Einfahrt zum Stellplatz ist eine Haltestelle für den Bus in die Altstadt. Was will man mehr?
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Mindestens ein Foto von der Alten Hofhaltung am Domplatz hätte mir noch gefallen, aber der Innenhof war gerade vollgestellt mit einer Freilichtbühne und Zuschauerrängen, eine Reihe höher als die andere. Andererseits mag ich es, wenn alte Gemäuer neuzeitlich genutzt werden. Also ein anderes Mal, wir kommen bestimmt wieder einmal nach Bamberg.
8|ERFURT
Heute beginne ich mit der Zusammenfassung: Wir sind entzückt von Erfurt! Gabriel meint sogar, dass dies vielleicht eine der schönsten Städte ist, die er bisher in Deutschland kennengelernt hat.
Auch der Stellplatz am Rottenbacher Weg gefiel uns, zumal wir einen Eckplatz hatten mit Grün vor der Haustür. Der Platz wird geführt, gewartet und per Video beobachtet von Herrn Trautmann, der sein Büro in einem Einfamilienhaus in ca. 100 m Entfernung hat und dort umgeben von großen Flachbildschirmen den Überblick und die Kontrolle behält. Der Mann ist ein Original mit trockenem Humor, dabei offen, hilfsbereit und freundlich. Im Keller des Hauses bietet er eine Sauna, Duschen und Toiletten an sowie Waschmaschine und Trockner, die uns nach drei Wochen gerade recht kamen. Unermüdlich hat er Jetons nachgefüllt und trotzdem blieb der Preis gleich. Nach 2x Waschmaschine (9 kg) und 2x Trockner (10 kg) sind wir gewappnet für die nächsten Wochen.
Die Straßenbahnhaltestelle für einen Besuch der Stadt ist ganz nah, ebenso ein Kaufland, Bäckerei und Fleischer. Auf dem Platz darf gegrillt werden.
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Mit der Straßenbahn fuhren wir an zwei Tagen in die Innenstadt, Erfurt hat einen gut erhaltenen alten Stadtkern, der von den Kriegsbomben weitgehend verschont geblieben ist. Und neben dem notwendigen Lieferverkehr heute nur zugänglich ist für Straßenbahnen, Radfahrer und Fussgänger. Welch ein Genuss, durch eine so große Fußgängerzone zu gehen und sich in Ruhe an schönen Fassaden, Skulpturen oder Wasserarmen zu weiden.
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Zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten gehört die Krämerbrücke. Das Besondere an ihr ist, dass sie kaum als solche erkennbar ist. Die Brücke ist seit mehr als einem halben Jahrtausend zu beiden Seiten mit Wohn- und Geschäftshäusern bebaut, dazwischen führt eine Fußgängerstraße über die Gera. Die aber von der Brücke aus gar nicht sehen kann. Das alljährliche Krämerbrückenfest war auch der Grund, weshalb wir nicht länger auf dem Platz bleiben konnten, der am Wochenende bis auf die letzte Parzelle reserviert war.
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Außer dem Dom stehen im Zentrum noch andere große Kirchen. Einzig die Barfüßerkirche ist bei einem Bombenangriff 1944 schwer zerstört worden und wie andere Kirchengebäude auch (z.B. in Berlin und Hamburg) nur an den Wundrändern versorgt worden. Sie dient als Mahnmal, aktuell aber auch als Kulisse für Theaterstücke oder andere kulturelle Veranstaltungen.
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Manche Städte mit 2 oder 3 Kanälen lassen eine Gondel zu Wasser und nennen den Bezirk Klein-Venedig, wie z.B. Aveiro in Portugal oder Bamberg in Bayern. Zu Fuß und mit dem Rad haben wir in Erfurt so viele Wasserläufe überquert oder sind an ihnen entlanggefahren, dass wir uns nicht um Art oder Namen geschert haben. Sie plätschern so selbstverständlich durchs Zentrum und anliegende Grünanlagen, und niemand schlachtet sie als einen Abklatsch von Venedig aus. Das ist auch gar nicht notwenig, sie sind auch so schön anzusehen und werden jeder auf seine Art genutzt - oder auch nicht.
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Von Erfurt über Weimar, Gera und Dresden nach Bautzen
Zur Erinnerung: Wir wollen in den Osten, nach Polen und dann ins Baltikum. Von Erfurt aus ging es weiter über Weimar, Gera, Dresden und Bautzen. Bis auf Gera blieben wir jeweils nur eine Nacht, mit tagsüber meist über 30 Grad. Da habe ich nicht viel zu erzählen und die Fotos sind nur mit dem Handy geknipst. "Nur" ist natürlich relativ, manche Handys machen bessere Bilder als viele Kameras, nur meines eben noch nicht.
WEIMAR
ist und bleibt DIE Goethestadt, das ist nicht zu übersehen. Auch mit Schiller wird viel geworben, obwohl er nur seine letzten drei Lebensjahre in der Stadt gelebt hat. Irritiert hat mich eine Tafel an einer Mauer mit dem Hinweis, dass Hans Christian tAndersen ein paar Male in Weimar war. Keine Ahnung, warum das wichtig ist. Das Stadtbild mit seinen klassizistischen Bauten und großen Plätzen im Zentrum ist imposanter als in Erfurt, trotzdem fanden wir es dort ansprechender. Im Bauhaus-Jahr 2019 (100jähriges Jubiläum) gibt es auch hier jede Menge Ausstellungen, genauso wie in Erfurt und Gera. Bestimmt sind sie lohnenswert, aber ich hatte den Kopf nicht frei dafür. Man muss auch nicht alles sehen.
Wir parkten auf dem dafür vorgesehenen gebührenpflichtigen, großen Parkplatz mit Ver- und Entsorgungsanlage, der völlig okay ist. Selbst der Lärm vom Jahrmarkt nebenan verebbte um 22.30 Uhr.
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GERA
hat uns positiv überrascht, vor allem der privat geführte Stellplatz Wohnmobilhafen am Gessenpark. Allerdings hatten wir auch die beste Eckparzelle, riesig und mit Grün an 2 Seiten. Aber auch ohne diesen Zufall waren wir sehr angetan von der Professionalität und Sauberkeit der Anlage.
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Sehr gut ist die Anbindung an Radwege in alle möglichen Himmelsrichtungen, was wir am 2. Tag bei kühlerem Wetter weidlich genutzt haben. In der Stadt sind neben den typischen DDR-Gebäuden viele Bauten des Bauhaus-Architekten Thilo Schoder zu sehen und auch riesige Villen aus der Zeit des industriellen Wohlstands. Uns gefiel diese Mischung in der Stadt ebenso wie die verschiedenen Radwege in die Umgebung.
Witziges aufgeschnappt in der Stadt - Anklicken zum Vergrößern
Schnappschüsse von Radtouren in die Umgebung - Anklicken zum Vergrößern
DRESDEN
Zu Dresden würde ich auch bei einem längeren Aufenthalt wenig schreiben und zeigen können, was nicht schon hinlänglich bekannt ist. Wir waren schon das 2. Mal hier und stellten uns diesmal auf den Stellplatz an der Wiesentorstraße. Dort ist es eng und schattig und meistens voll, trotzdem gefiel es uns besser als beim letzten Mal der Stellplatz Blüherpark. Wir standen in 1. Linie, die Aussicht war nicht zu übertreffen, und vor allem kamen wir auf die gute Idee, uns die Neustadt auf dieser Seite der Elbe anzusehen. Absolut lohnenswert und voller Leben, zumal auch hier einige Teile schon ziemlich alt sind.
was vor dem Stellplatz liegt, ist nicht zu übertreffen
Bilder aus der Neustadt - Anklicken zum Vergrößern
BAUTZEN
Mit Bautzen hatte ich bisher ausschließlich den sogenannten Stasi-Knast verbunden. Dass es sich um eine sehr alte Stadt mit 40.000 Einwohnern handelt, die viel mehr zu bieten hat als ihre ehemalige Sonderstellung für die Stasi, hat uns beide überrascht. Nicht nur der historische Stadtkern, auch die Einkaufsstraße gefiel uns sehr. Wir standen auf dem kleinen kostenlosen Stellplatz an der Schliebenstraße. Wenn die vier Plätze belegt sind, ist das Parken für nicht allzu große Wohnmobile auf dem übrigen Parkplatz kein Problem.
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GÖRLITZ
Unsere unvorbereitete Art zu reisen ist immer wieder für eine Überraschung gut. Von Dresden aus geht es in Richtung Polen und am besten bei Görlitz über die Grenze, so weit so gut, das wussten auch wir. Nicht aber, dass Görlitz eine geteilte Stadt ist. Die Neiße trennt hier den deutschen Teil der Stadt vom polnischen (Zgorzelec), der vor dem Krieg die sogenannte Oststadt von Görlitz bildete. Seit 1998 haben sich beide Städte wieder halbwegs vereint und zur gemeinsamen Europastadt erklärt. 2004 wurde die 1945 völlig zerstörte Altstadtbrücke über die Lausitzer Neiße neu errichtet als Fußgängerbrücke.
Natürlich haben auch wir sie ehrfürchtig abgeschritten und sofort ist uns der Unterschied aufgefallen. Das deutsche Görlitz verfügt mangels Bombardierung im 2. Weltkrieg über vollständig erhaltene Stadtviertel im Jugendstil oder Gründerzeitstil und vor allem über die historische Altstadt, die gerade vollständig restauriert wird. Weshalb massenweise Barrieren und Absperrungen dieser Tage vielerorts die gute Fotosicht verhindern. Das größte Werk scheint aber schon getan, und das Ergebnis kann sich sehenlassen. Wir fanden die Altstadt einfach wunderschön.
Blick von der Altstadtbrücke links nach Görlitz und nach Zgorzelec am rechten Ufer, zu beiden Seiten Restaurants mit Blick auf die Lausitzer Neiße
Wir sind nicht weiter in die Stadt Zgorzelec eingedrungen, die Mittagshitze war zu brütend und die Sehnsucht nach dem Biergarten in der Nähe des Stellplatzes zu groß. Was uns auffiel waren drei unübersehbare Hinweise auf Zigaretten, die müssen in Polen wohl billiger sein. Auf einer Anzeigentafel stand auch das Wort Alkohol, einfach so, ohne Spezifizierung oder Preisangabe.
Zgorzelec wenn man von der Altstadtbrücke kommt
Görliwood: Weil in Görlitz ganze Straßenzüge oder Häuserensembles, Plätze, Kirchen und Amtsgebäude aller möglichen Epochen komplett erhalten sind, wurden hier schon zu DDR-UZeiten und werden heute immer noch viele Filme gedreht, die in der Vergangenheit spielen. Ein paar alte Autos auf das Kopfsteinpflaster gestellt, und schon ist die filmreife Kulisse fertig. Vereinfacht gesagt.
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Heute mal nicht am Anfang, sondern zu guter Letzt unser Stellplatz. Wir wollten möglichst zentrumsnah sein und haben deshalb auf dem Gelände von Caravaning Hoke übernachtet für 8 €. Die Fahrzeuge stehen kreuz und quer um den alten Hof herum, aber das störte uns nicht, wir wollten uns ja die Stadt anschauen. Der Betreiber war sehr freundlich und hilfsbereit, hat beim Rangieren geholfen und Tipps für die Weiterreise nach Polen gegeben. In einer Viertelstunde ist man zu Fuß in der Altstadt, eine gute Straßenbahnanbindung gibt es auch.
Im Biergarten des Restaurants Zum gebratenen Storch ein paar hundert Meter stadteinwärts vom Stellplatz, neben dem Zoo, haben wir gute und reichliche böhmische Küche genossen einschließlich tschechischem Bier und Schnaps, wurden schnell und freundlich bedient und gefragt, ob wir den Rest mitnehmen wollen. Auf dem Dach lebt ein Storch, der bestimmt nicht auf der Speisekarte enden wird. Es gibt sogar eine Storchen-Ausstellung im Vorraum zum Restaurant.